Im Wahlkampf haben sie sich gegenseitig nichts geschenkt, jetzt umwirbt Donald Trump das Silicon Valley. Beim ersten Gipfeltreffen im New Yorker Trump Tower überrascht der neugewählte Präsident die Tech-Elite mit einem Coup ...
"Ich bin da, um Euch Leuten zu helfen, damit es Euch gut geht“, begrüßte Donald Trump die hochkarätige Reisegruppe aus dem Silicon Valley. Da saßen wohl um die 100 Milliarden Dollar zusammen im Konferenzraum an der Fifth Avenue in New York: u.a. Apple-Chef Tim Cook, Google-Gründer Larry Page und sein Geschäftsführer Eric Schmidt, Sheryl Sandberg von Facebook, Amazon-Chef Jeff Bezos, Satya Nadella von Microsoft - und Donald Trump. Der designierte Präsident hatte zum Kennenlernen in den Trump Tower geladen, die Tech-Elite war nur zögerlich gefolgt. Fast alle im Silicon Valley hatten auf eine Präsidentin Clinton gehofft, nun gilt es, sich mit Trump zu arrangieren.
Der startete eine regelrechte Charme-Offensive: Er werde dafür sorgen, dass die Branche ihre "unglaublichen" Innovationen fortsetzen könne, versprach der zukünftige Präsident. "Wir werden für Euch da sein." Trump nannte die Chefs der größten Tech-Unternehmen eine "wirklich unglaubliche Gruppe von Leuten" und versicherte: "Es gibt niemanden wie Euch auf der Welt."
Nur Stunden zuvor wurde bekannt: Zwei Top-Leute des Silicon Valley, Uber-Chef Travis Kalanick und Tesla-Gründer Elon Musk, gehören ab sofort zu Trumps 18köpfigen Wirtschaftsberaterteam. Das kam überraschend: Elon Musk, der Pionier der Elektroautobranche, hatte Trump im Wahlkampf offen kritisiert und in den letzten Tagen laut darüber nachgedacht, das Treffen in New York zu schwänzen. Auch die Nominierung des ExxonMobil-Chefs Rex Tillerson zum Außenminister dürfte Musk nicht gefallen haben - liegt doch die Vermutung nahe, dass der Ölmulti die Elektromobilität nicht gerade vorantreiben wird. Am Ende aber fuhr der Tesla-Erfinder doch nach New York, um Trump zu treffen.
Der Chef des Fahrdienstes Uber, Travis Kalanick, der wegen einer Dienstreise nach Indien nicht am Gipfel teilnehmen konnte, schrieb in einem Statement zu seinem neuen Beraterposten: „Ich freue mich darauf, mit unserem nächsten Präsidenten über all die Themen zu sprechen, die unsere Fahrgäste, Fahrer und die 450 Städte betreffen, in denen wir operieren.“
Für beide, Kalanick und Musk, geht es um viel: Unter Obama ist das Silicon Valley in der Entwicklung autonomer Autos weit vorangekommen. Soeben hat Uber in San Francisco damit begonnen, Fahrgäste von einem selbstfahrenden Auto transportieren zu lassen (ein Sicherheitsingenieur ist dabei immer noch an Bord). Wird Trump all den Fortschritt, all die neuen Regulierungen wieder einkassieren oder zumindest abbremsen? Allgemein herrscht im Silicon Valley eine große Unsicherheit darüber, was die Trump-Regierung bringen wird.
Organisiert wurde das präsidiale Treffen von Peter Thiel, dem in Deutschland geborenen Silicon Valley-Mogul und Milliardär, der Trump als einziger Prominenter der Tech-Branche unterstützt hatte. Gestern saß er neben dem nächsten Präsidenten und wurde von ihm als „ganz besonderer Kerl“ gelobt.
Nachdem die Presse den Raum verlassen hatte, ging es hinter verschlossenen Türen wohl vor allem um Jobs. Trump hat den Amerikanern im Wahlkampf versprochen, verlorene Arbeitsplätze zurückzuholen. Unter anderem hatte er der Firma Apple gedroht, sie solle „ihre verdammten Computer und Dinger in diesem Land bauen“, nicht in China und Brasilien. Auch die Automatisierung - DAS Thema im Silicon Valley - dürfte ein heißes Eisen für Trump sein, könnten doch Roboter und Künstliche Intelligenz schon bald Millionen von Jobs ersetzen. Weiterhin auf der Agenda standen der freie Handel, die Unternehmenssteuerreform und das Thema Einwanderung. Trump versprach „faire Handelsdeals“ und weniger Restriktionen, die den Tech-Unternehmen den Handel über Grenzen erleichtern sollen. Die angekündigte Senkung der Unternehmenssteuer dürfte die Silicon Valley-Riesen freuen. Doch Trumps Pläne, die amerikanische Einwanderungspolitik zu verschärfen, besorgt sie. Denn die Tech-Branche ist unbedingt angewiesen auf ausländische Software-Experten, die sie bisher relativ einfach mit dem H1B-Visa ins Land holen kann. Wie die Diskussion dazu gestern in New York verlief, ist nicht überliefert. Alle Teilnehmer verließen den Trump Tower kommentarlos.
Zwei athmosphärische Störungen gab es jedenfalls noch: Trumps Kinder Donald Jr,, Eric und Ivanka durften beim Gipfel mit am Tisch sitzen, auch Ivankas Ehemann Jared Kushner war dabei. In US-Medien wird die anhaltende Präsenz der Familie bei den Übergangsgesprächen kontrovers diskutiert, nicht zuletzt weil Trump angekündigt hat, seine Kinder würden sich während seiner Präsidentschaft um seine Geschäfte kümmern. Und: Jack Dorsey, der Erfinder von Twitter, war nicht eingeladen! Und das, obwohl der Kurznachrichtendienst Trumps Lieblingsmedium ist, um der Welt seine Neuigkeiten mitzuteilen. „Zu klein“, sagte Trump dazu gestern, „das hier sind alles Monsterfirmen."
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